Antizipation
(lat. anticipatio: Vorwegnahme, Prolepsis), bezeichnet in der neuzeitlichen Erkenntnistheorie den Vorgriff, der Erfahrungswissen überhaupt erst ermöglicht und auf den die Theorie- bzw. Begriffsbildung rekurriert. Kant bestimmt A. allgemein als »alle Erkenntnis, wodurch ich dasjenige, was zur empirischen Erkenntnis gehört, a priori erkennen und bestimmen kann« (KrV B 208). A.en der Wahrnehmung sind bei Kant Aussagen über Empfindungen, die von jeder Empfindung überhaupt vorwegnehmend getroffen werden können. Das Prinzip dieser A.en ist: »In allen Erscheinungen hat das Reale, was ein Gegenstand der Empfindung ist, intensive Größe, d.i. einen Grad« (KrV B 208). – Bei Apel und Habermas meint A. den reflektierten Entwurf von gesellschaftlichen Verhältnissen, der gegenüber der faktischen Situation als Maßstab der Kritik dient.
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