Coincidentia oppositorum
zentraler Begriff im Denken des Nikolaus von Kues: Im unendlichen Einen fallen die in der Welt ausgefalteten Gegensätze übergegensätzlich zusammen. Gott und Welt verhalten sich wie Einfaltung und Ausfaltung. Alles Entfaltete ist in Gott Gott selbst und in der Welt es selbst als Zusammenziehung (Kontraktion) der unendlichen Einheit in ein bestimmtes Seiendes. Weil der menschliche Verstand auf die gegensätzliche Welt mit ihren vielfachen Unterschieden ausgerichtet ist, strandet er an der Mauer der C. o. Die Vernunft vermag aber zu erkennen, dass es die C. o. geben muss, ohne sie begrifflich fassen zu können. Daher hängen C. o. und die belehrte Unwissenheit (Docta ignorantia) aufs engste zusammen. Allerdings hat der Cusaner versucht, auf diese überbegriffliche Einheit mit metaphysischen Namen hinzuweisen, z.B. Tpossest (Könnenist), posse ipsum (Könnenselbst) oder non aliud (das Nicht-Andere). Der Gedanke der C. o. wurzelt in der neuplatonischen Einheitsmetaphysik, findet sich der Sache nach aber auch bei Thomas von Aquin. – Bei Hegel findet sich C. o. im Verhältnis der absoluten Idee zur Welt mit Natur und Geschichte – ohne Abhängigkeit von Nikolaus von Kues – erneut vor.
GS
LIT:
- N. de Cusa: De docta ignorantia. Lat.-dt. Buch I-III. Hg. von H. G. Senger. Hamburg 1970 u. 1977
- E. Metzke: Coincidentia oppositorum. Hg. von K. Grnder. Witten-Ruhr 1961
- J. Stallmach: In Einsfall der Gegenstze und Weisheit des Nichtwissens. Grundzge der Philosophie des Nikolaus von Kues. Mnster 1989.