Docta ignorantia
(lat. belehrte Unwissenheit), bezeichnet bei Nikolaus von Kues die von der Vernunft selbst gewonnene Einsicht, dass ihre Erkenntnisfähigkeit Gott nicht zu erfassen vermag. Die menschliche Vernunft kann die Erkenntnis endlicher Dinge vorantreiben, indem sie zu immer schärferen Begriffsunterscheidungen gelangt. Im göttlichen Unendlichen jedoch fallen die Gegensätze zusammen (Coincidentia oppositorum) und die Prinzipien der Vernunfterkenntnis verlieren ihre Gültigkeit. Wenn die Vernunft, über ihre eigene Unwissenheit belehrt, von allen Wissensansprüchen ablässt, kann der Mensch sich einer gnadenhaften Gotteserkenntnis öffnen.
FPB
LIT:
- Nikolaus von Kues: De docta ignorantia (Lat./dt. Die belehrte Unwissenheit. Hamburg 1977/1979)
- J. Ritter: Docta ignorantia. Leipzig 1927
- K. H. Volkmann-Schluck: Nicolaus Cusanus. Frankfurt 31984.