Gelassenheit
auf die dt. Mystiker (Eckhart, Seuse, Tauler) zurückgehender, von der Reformation an das Barock und die Aufklärung bzw. den Pietismus vermittelter Ausdruck, der ursprünglich den Abstand zu den weltlichen Dingen und die Ruhe in Gott meint. Pietismus und Aufklärung bringen eine weitere Verinnerlichung dieser Tugend, die nun das »Sich-Überlassen« bezeichnet, um zum innerweltlichen Zustand des Friedens, der Ruhe und Stille zu gelangen. Häufig wird dabei die Nähe zu stoischen Idealen (Ataraxie) beschworen; der Aufklärer C. F. Gellert bezeichnet in seinen Schriften, in seinem literarischen Werk wie in seinen Moralischen Vorlesungen, die G. als Kardinaltugend, aufgrund derer man allererst – selbst noch im Unglück – im Leben bestehen kann. Von hier reicht über Schopenhauer und Nietzsche eine Linie bis zu existenzphilosophischen Deutungen, die, wie etwa Heidegger, davon sprechen, dass die G. dann erwacht, »wenn unser Wesen zugelassen ist, sich auf das einzulassen, was nicht ein Wollen ist«.
WJ
LIT:
- Art. Gelassenheit. In: Deutsches Wrterbuch. Hg. v. J. u. W. Grimm. Mnchen 1984. Bd. 5. Sp. 2869 f
- U. Dierse: Gelassenheit. In: HWPh. III (1974). Sp. 219224
- M. Heidegger: Gelassenheit. Pfullingen 61979
- F. Kambartel: Gelassenheit. In: Enzyklopdie Philosophie und Wissenschaftstheorie. I (1980). S. 728 f
- A. Schpf: Gelassenheit. In: Lexikon der Ethik. Hg. v. O. Hffe. Mnchen 41992. S. 81 f.