Grammatiktheorie
Bezeichnung für ein von Chomsky ausgeführtes Rekonstruktionsverfahren: Das intuitive Regelbewusstsein, das allen kompetenten Sprechern gemeinsam ist, ist so zu rekonstruieren, dass dasjenige Regelsystem zur Darstellung kommt, das allen potentiellen Sprechern erlaubt, in einer Sprache die Kompetenz zu erwerben, beliebige, als grammatisch korrekt geltende Sätze dieser Sprache hervorzubringen und zu verstehen und die wohlgeformten Sätze von ungrammatischen unterscheiden zu können. Eine solche Rekonstruktion hat diejenigen Regeln herauszustellen, die im Bereich dieser Sprache wirksam sind. Sie bezieht sich auf ein vortheoretisches Wissen kompetenter Sprecher, das sich einerseits in der Produktion von Sätzen einer natürlichen Sprache und andererseits in der Bewertung der Grammatikalität sprachlicher Ausdrücke äußert. Dabei untersucht sie den Erzeugungsprozess derjenigen Sätze, die von kompetenten Sprechern jeweils zur Menge der grammatischen Sätze gerechnet werden. Das vortheoretische (d.i. implizite) Wissen muss dabei durch eine Befragungsmethode bewusst gemacht werden, die durch die Wahl geeigneter Beispiele und Gegenbeispiele, durch Kontrast- und Ähnlichkeitsrelationen, durch Übersetzungen und Paraphrasen die (vortheoretischen) Intuitionen der Sprecher ermittelt.
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LIT:
- N. Chomsky: Aspekte der Syntaxtheorie. Frankfurt 1979.