Prima facie
(1) innerhalb der Wissenschaftstheorie: »p.f.-Ursache«: Damit soll der Gedanke, dass ein Ereignis A möglicherweise eine Ursache eines Ereignisses B ist, ausgedrückt werden. Damit wird zwar eine positive kausale Relevanz für ein anderes Ereignis behauptet, allerdings mit der Vorsichtsklausel »p.f.«, mit der zum Ausdruck gebracht wird, dass sich bei einer genaueren Analyse A nur als scheinbare Ursache herausstellen könnte. (2) In der Ethik besagt die von dem englischen Moralphilosophen Ross vertretene Auffassung, dass es ein intuitives Erkennen einer ethischen Verpflichtung bzw. einer ethischen Plicht gibt. Eine p.f.-Plicht ist dann zu erfüllen, wenn sie nicht zu einer anderen Pflicht in Widerspruch steht. Die Bezeichnung »p.f.« drückt den Vorbehalt aus, (a) dass für konkrete Handlungssituationen solche gegensätzlichen Pflichten nicht auszuschließen sind, die dann gegeneinander abzuwägen sind, (b) dass die p.f. Pflicht solange in Geltung ist, bis sich ein solcher Gegensatz einstellt.
PP
LIT:
- W. D. Ross: Foundation of Ethics. Oxford 1939
- Ders.: The Right and the Good. Oxford 1939
- W. Stegmller: Probleme und Resultate der Wissenschaftstheorie und analytischen Philosophie. Bd. I. Berlin/Heidelberg 21983. S. 602 ff.