Soziobiologie
Form der Verhaltensforschung, die Sozialverhalten nach seiner in Kosten-Nutzen-Rechnungen erfassbaren Ökonomie beschreibt. Vor allem spieltheoretische Modelle sollen zu abstrakten Vorhersagen über beobachtbares Verhalten führen. Die These vom »Eigennutz der Gene« bietet eine einheitliche Erklärung für Kooperation und Konkurrenz, und zwar in Abhängigkeit vom Verwandtschaftsgrad. Dieses Kriterium ersetzt K. Lorenz’ These von der arterhaltenden Selektion. Gemäß der S. dienen soziale Interaktionen primär der Genausbreitung. Dies verändert den Bedeutungsgehalt der Vokabeln »altruistisch« und »egoistisch«. Handlungen, die den Eigenanteil an Genen in der Nachkommenschaft erhöhen, können wir als direkt eigennützig bezeichnen (engl. selfish), solche, die den Verwandtenanteil erhöhen, als indirekt eigennützig (engl. altruistic). Mit den aus der ethischen Diskussion bekannten Begriffen egoistisch und altruistisch haben diese allerdings nur recht wenig gemeinsam. S. dient auch als Grundlage für eine evolutionäre Ethik.
BI
LIT:
- R. Dawkins: Das egoistische Gen. Berlin/Heidelberg/New York 1978
- B. Irrgang: Lehrbuch der Evolutionren Erkenntnistheorie. Mnchen/Basel 1993
- W. Wickler/U. Seibt: Das Prinzip Eigennutz. Mnchen 31990.