Topos
Begriff der Dialektik und Rhetorik, allgemeiner Gesichtspunkt unter dem ein Argument sowohl zur Stützung oder wie auch zur Bestreitung (»in utramque partem«-Prinzip) einer beliebigen Behauptung über jeden möglichen Gegenstand gefunden werden kann; in einer zweiten, abgeleiteten Bedeutung kann T. auch das einzelne Argument selbst meinen. Jeder T. kann verschiedene gesellschaftlich anerkannte Ausgangssätze für eine überzeugende Argumentation liefern, er muss daher einerseits genügend unbestimmt und entsprechend unterschiedlich auslegbar und vielseitig verwendbar, andererseits im konkreten Fall treffend sein. Cicero entwickelt diesen aristotelischen Ansatz weiter: Er kennt neben den aristotelischen Fundorten (lat. loci) noch Gemeinplätze, d.h. bestimmte Argumente selbst in ihrer sprachlichen Gestaltung. Als ein solcher Gemeinplatz (griech. topos koinos, lat. locus communis) kann T. daher auch ein literarisches Motiv, ein soziales Klischee bezeichnen. Die Lehre von den Topoi, ihre Systematisierung oder Katalogisierung, heißt Topik.
BKO
LIT:
- M. L. Baeumer (Hg.): Toposforschung. Darmstadt 1973
- L. Bornscheuer: Topik. Frankfurt 1976
- D. Breuer/H. Schanze (Hg.): Topik. Mnchen 1981
- R. Bubner: Dialektik als Topik. Frankfurt 1990.