Tyrannis
Der Begriff kennzeichnet eine unumschränkte Alleinherrschaft. Im Gegensatz zur Monarchie basiert diese auf Gewalt und dem Einsatz illegitimer Machtmittel. In der griechischen wie römischen Antike ist die T. oft populistisch und ausgesprochen antiaristokratisch. Der Tyrann autorisiert sich selbst zugunsten des Volkes; ihm gehorcht man ad personam. Als Negativvariante im Zyklus der Herrschaftsformen fungiert die T. in den Lehren von Platon und Aristoteles als degenerierteste Fassung von politischer Ordnung. Gleichwohl ist die antike T.-Debatte ambivalent. Schon Platon wollte mit dem Tyrannen von Syrakus seine neue Form der politischen Ordnung gestalten. Auch zeigen die Verfassungskämpfe beim Untergang der Römischen Republik, dass das Diktatorenmodell als Angebot für den Ausnahmezustand positiv verstanden werden kann. – Den Stabilitätsaspekt von politischer Ordnung unterstreichend, wird besonders in der ma.en politischen Theologie ein Widerstandsrecht gegen Tyrannen auf äußerste Notfälle hin minimiert. So kann bei Luther dann nur noch gegen den Welttyrannen als vicarius diaboli vorgegangen werden. Ansonsten gilt gottgegebene Fügung in den Gang der Dinge. Erst mit dem jüngeren Naturrecht seit der Aufklärung wird der Ordnungsgedanke der T. erneut entschieden delegitimiert. Allerdings zeigt gerade das Despotie-und Diktatorenproblem der Moderne, wie ambivalent das Thema nach wie vor ist.
PN
LIT:
- Aristoteles: Politik
- L. Strauss: ber Tyrannis. Neuwied/Berlin 1963.