Psychologie,rationale
der Sache nach als Seelenlehre in der Antike entwickelt. Als eigenständige Disziplin lässt sie sich auf Chr. Wolff zurückführen, der sie als spezielle, deduktiv verfahrende Metaphysik behandelte. Sie fragt nach dem Träger der psychischen Erscheinungen. Da dieser traditionell in der substantiellen Seele gesehen wurde, ist die r. Ps. Seelenmetaphysik. Wolff hatte die r. Ps. als Theorie der Seelenvermögen entwickelt, wobei er eine Elementarkraft annahm: die Vorstellungskraft. Über Baumgarten, Sulzer, Mendelssohn und schließlich Tetens bildete sich die Dreivermögenslehre heraus, die mit ihrer Unterscheidung von Vorstellung, Wille und Gefühl die Kantische Systematik beeinflusste. Die r. Ps., soweit sie Vermögenslehre war, kritisierte J. F. Herbart erfolgreich zu Beginn des 19. Jh.; spätestens mit W. Wundt verliert sie jede wissenschaftliche Bedeutung.
KSH
LIT:
- M. Dessoir: Geschichte der neueren deutschen Psychologie. Berlin 1894
- Chr. Wolff: Psychologia rationalis. Frankfurt 1734.