Anzeichen
Husserl unterscheidet in der ersten Logischen Untersuchung (1901/13) zwischen A. und Ausdrücken. Im Gegensatz zu sprachlichen Ausdrücken bedeuten A. nicht einen Gegenstand oder Sachverhalt, sondern zeigen den Bestand anderer Gegenstände oder Sachverhalte lediglich an. So ist Rauch ein A. für Feuer, und der Knoten im Taschentuch fungiert als A. für das zu erinnernde Vorhaben. – Geht man von der Peirce’schen Zeichenklassifikation (Zeichen) aus, die zwischen Index, Ikon und Symbol unterscheidet, so entspricht dem A. der Index und dem sprachlichen Ausdruck das Symbol. Beim Index besteht zwischen Bezeichnetem und Bezeichnendem (Signifikat/Signifikant) eine natürliche Kontiguitätsbeziehung, während das Symbol durch eine künstliche, d.h. durch Konvention zustandegekommene, Kontiguitätsbeziehung zwischen Bezeichnetem und Bezeichnendem bestimmt ist (Arbiträr). Sowohl in der Husserl’schen, als auch in der Peirce’schen Konzeption schließen sich Ausdruck und A. bzw. Symbol und Index nicht gegenseitig aus. Husserl z.B. zeigt auf, dass die Ausdrücke in der kommunikativen Rede auch als A. fungieren. Als solche zeigen sie dem Hörer die psychischen Erlebnisse des Sprechers an. Diese Funktion sprachlicher Ausdrücke nennt Husserl die kundgebende Funktion. – Beim Organonmodell von K. Bühler spielen A. im Zusammenhang mit der Ausdrucksfunktion der Sprache eine Rolle. Indem ein Sprecher sinnvolle Sätze äußert, verweist dies auf Sprachkompetenz und den Vollzug von Denkakten. Aber auch rein körperliche Erscheinungen können als A. fungieren, z.B. das Zufallen der Augen für Müdigkeit.
TF
LIT:
- K. Bhler: Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion der Sprache. Stuttgart 21965
- E. Husserl: Logische Untersuchungen. Zweiter Band. Den Haag 1984
- C. S. Peirce: Phnomen und Logik der Zeichen. Frankfurt 21993.