Essentialismus-Debatte
(in der feministischen Philosophie). Die zeitgenössische philosophische Essentialismuskritik beruht auf einer Abkehr von ontologischen Ansätzen, wie sie einerseits die analytische Philosophie und andererseits dekonstruktivistische Ansätze initiierten. In der feministischen Philosophie entzündete sie sich an der Frage, wie die Geschlechterdifferenz zu verstehen sei. Sie wird vor allem als eine Diskussion um die Bewertung der Unterscheidung von sex/gender geführt. Butlers Kritik am Geschlechteressentialismus hebt hervor, dass nicht nur das soziale Geschlecht, sondern auch die biologische Differenz kulturell gedeutet wird. Sie richtet sich vor allem gegen französische und italienische Ansätze, die dem Differenzfeminismus zugerechnet werden. Doch auch antiessentialistische Positionen sind keineswegs unproblematisch. Sie werfen Fragen nach Naturverhältnis, prädiskursiven Voraussetzungen und nach der feministischen politischen Handlungsfähigkeit auf.
BES
LIT:
- J. Butler: Das Unbehagen der Geschlechter. Frankfurt 1991
- H. Landweer: Herausforderung Foucault. In: Die Philosophin 7 (1993). S. 818
- H. Nagl-Docekal: Untiefen der Essentialismus-Kritik. In: Deutsche Zeitschrift fr Philosophie 1 (1997). S. 2022
- N. Schor: Dieser Essentialismus, der keiner ist Irigaray begreifen. In: B. Vinken (Hg.): Dekonstruktiver Feminismus. Frankfurt 1992. S. 219246.