Fünf-Feuer-Lehre
(sanskrit: pañcāgnividyā). Die F., in der der Pañcāla-König Pravāhana in Chāndogya-U. 5.3.ff. und Bṛhadāraṇyaka-U. 6.2. den Brahmanen Gautama Āruṇi unterweist, ist zusammen mit der an gleicher Stelle vorgetragenen Zwei-Wege-Lehre das älteste und ausführlichste Zeugnis für die Seelenwanderungslehre (Saṃsāra) in den frühen Upaniṣaden. Beide Lehren wollen auf die Fragen antworten: »Wohin kommen die Wesen nach dem Tode, welchen Weg nehmen sie?« und »Warum wird das Jenseits nicht voll?«. Die Antwort auf die erste Frage ist die Wiedergeburt. Über die spekulative Deutung und Identifikation der fünf Opferfeuer als Zwischenstadien: Glaube (śraddhā), Soma = Mond, Regen (vjsṭhi), Nahrung (anna), Same (retas) und Embryo (garbha) entsteht der Zyklus von Werden und Vergehen. Dieses zyklische Konzept knüpft an eine ältere Wasser-Kreislauf-Lehre an. Über die Zwei-Wege-Lehre wird die Karma-Lehre eingebunden: diejenigen, die Glauben haben, der mit Askese (Tapas) identifiziert wird, gelangen über den Götterweg (devayāna) zum Brahman, die anderen gelangen über den Väterweg (pitṛyāna) in die Väterwelt und nach einer gewissen Zeit über den Mond, dessen Zu- und Abnehmen das Kommen und Gehen der Wesen symbolisiert, und über den Regen wieder auf die Welt und über die restlichen Zwischenstadien der F. entsprechend ihres Karmas zur Wiederverkörperung. Es sind wesentliche Bestandteile der späteren Saṃsāra-Konzeption vorhanden: Erlösung und Askese, Wiedergeburt und Karma.
MD
LIT:
- P. Deussen: Allgemeine Geschichte der Philosophie. Leipzig 51922. S. 295 ff. u. Bd. I. 3., Das System des Vedānta. Leipzig 31920, S. 390 ff
- E. Frauwallner: Geschichte der indischen Philosophie. Bd. I. Salzburg 1953. S. 50 ff.