Ganz Anderes
R. Otto zufolge das allem Weltlichen Entgegengesetzte, als das sich das religiös Mysteriöse in seinem faszinierenden und majestätischen Charakter auszeichnet; es gibt sich zu erkennen etwa im Brahman der Kena-Upaniṣad (1, 3), das »durchaus anders« (anyad eva) als alles Wissbare und Nichtwissbare ist, und im göttlichen Lichte bei Augustin (Confessiones, VII 10), das »völlig anders« (aliud valde) als das irdische ist. Der Grundzug der Unheimlichkeit, in dem die Wurzel der Negativen Theologie liegt, hebt die Religion vom Anthropomorphismus und der Moral einerseits sowie von jeder Form theistischer Spekulation andererseits entschieden ab. – Im Gegensatz zu Hegels Theorie der absoluten Subjektivität wird Gott nach Kierkegaard als das »Absolut-Verschiedene« erfahren, und zwar durch das von Gott selbst hervorgerufene Sündenbewusstsein; deshalb kann der Wille Gottes nach absoluter Gleichheit nur als Paradox begriffen werden. Während für K. Barth – im Ausgang sowohl von Kierkegaard als auch von Otto – das G. A. der biblisch attestierte, heilbringende »Herr der Welt« ist, der die Idole der Kultur in die Krise stürzt, betrachtet Heidegger den G. A.n als den »letzten« Gott, der den anderen Anfang einer nichtmetaphysischen Seinsgeschichte herbeiführt. Nach Lévinas dagegen begegnet das G. A. (l’absolument Autre) im Antlitz des nicht assimilierbaren Fremden; die nicht-totalisierbare Beziehung zu ihm ist »Religion«.
OFS
LIT:
- R. Otto: Das Gefhl des berweltlichen. Mnchen 1932
- O. F. Summerell (Hg.): The Otherness of God. Charlottesville/London 1998.