Theologie,negative
setzt prinzipiell auf Verneinung im aphairetischen sowie apophatischen Sinne als geeignete Methode der Erkenntnis Gottes in seiner absoluten Einfachheit sowie reinen Negativität. Sie gründet auf der religiösen Erfahrung der Unverfügbarkeit Gottes als des Ganz Anderen sowie auf philosophischen Aporien bezüglich der Determination eines ersten Ursprungs von Denken und Sein – dies besonders im Anschluss an die Platonische Bestimmung der Idee des Guten als letzten Seins-, Erkenntnis- und Wertprinzips, das »noch jenseits des Seins« steht und als »das Unbedingte« gilt (Politeia 509b; 511b), sowie an die erste Hypothese des Platonischen Dialoges Parmenides, der zufolge es vom Einen »weder Namen noch Definition noch Erkenntnis noch Wahrnehmung noch Vorstellung« gibt (142a). Beide Grundzüge spiegeln sich im neuplatonischen Begriff des nun emphatisch als göttlich verstandenen Einen wider, auf das – so Proklos – ein »theologischer Hymnus … durch die Negationen« emporgesandt werden kann (In Parmenidem 1191, 32 ff.). Philon, Clemens v. Alexandrien, Gregor v. Nyssa, Gregor v. Nazianz, Johannes Chrysostomus, Augustin u. a. bekräftigen gemeinsam, wenngleich in unterschiedlicher Akzentuierung, die Unerkennbarkeit der Wesenheit Gottes. Zuerst jedoch beim intensiv im MA. rezipierten Dionysius Pseudo-Areopagita vollziehen explizit »apophatische Theologien« als Gegenstück zur positiven Prädikation den alle Bestimmungen absprechenden Aufstieg zum »überguten« und »überseienden«, sogar »übergöttlichen« und »überunerkennbaren« Gott als der jeder Setzung und Verneinung erhabenen »Ursache von allem«: In der dadurch erzielten Unio mystica soll eine nicht-erkennende Erkenntnis, d.h. eine ekstatische Erfahrung des »völlig Unerkennbaren« stattfinden (De mystica theologia 1, 2–5). An diese Lehre der nicht-kategorialen Definierbarkeit und somit Unendlichkeit der göttlichen Natur als »Nichts von Allem« schließen Eriugena, Thomas v. Aquin, Eckhart, Marsilio Ficino, Nikolaus v. Kues, Charles de Bovelles u. a. sowie die Hermetik und die christliche Kabbala ausdrücklich an. Wesentliche Motive der n. Th. – wie die Unabschließbarkeit und die Andersheit, nicht jedoch deren Grundabsicht der Einung mit einem überwesentlichen Wesensprinzip – nimmt die Dekonstruktion auf.
OFS
LIT:
- D. Carabine: The Unknown God. Louvain 1995
- J. Derrida: Wie nicht sprechen. Wien 1989
- J. Hochstaffl: Negative Theologie. Mnchen 1976
- M.J. Krahe: Von der Wesensart negativer Theologie. Diss. Mnchen 1975
- J.- L. Marion: Lidole et la distance. Paris 1977
- J. Miernowski: Le Dieu Nant. Leiden 1997
- R. P. Scharlemann (Hg.): Negation and Theology. Charlottesville 1992
- . Zum Brunn/A. de Libera: Mtaphysique du Verbe et Thologie ngative. Paris 1984.