Gestalt
v. a. in der Gestalttheorie verwendeter Begriff zunächst für die äußere Form visuell wahrnehmbarer Gegenstände, dann übertragen für den strukturellen Zusammenhang anderer sinnlicher, psychischer oder geistiger Gebilde. Als G.en werden nicht nur visuelle Dinge, sondern auch Melodien, Erlebnisverläufe, Charaktertypen oder soziale Institutionen bezeichnet. Der österreichische Philosoph Chr. v. Ehrenfels entdeckte zwei, nach ihm »Ehrenfels-Kriterien« genannte, Merkmale von G.en: zum einen Übersummativität, d.h. G.en sind nicht hinreichend durch die Angabe ihrer Teile charakterisierbar; zum anderen Transponierbarkeit, d.h. G.en bleiben bei gewissen simultanen Tranformationen, etwa räumlichen Verschiebungen, ihrer Teile erhalten. Mit dem Begriff der G. sind zwei philosophische Fragen verknüpft: (1) Wie ist die ontologische Beziehung zwischen G. und Element? (2) Auf welche Weise werden G.en wahrgenommen und erkannt? In der neueren Informationstheorie, insbesondere im Konnektionismus, spielt der Begriff der G. zunehmend wieder eine Rolle.
VM
LIT:
- Chr. von Ehrenfels: Gestalthaftes Sehen. Darmstadt 1960. S. 1264
- K. Grelling/P. Oppenheim: Der Gestaltbegriff im Lichte der neuen Logik. In: Erkenntnis 7 (1937/38). S. 211224
- M. Schlick: Gestaltpsychologie. In: Conceptus XXI (1987). S. 127142.