Hīnayāna
(»Kleines Fahrzeug«), diskriminierende Bezeichnung von Seiten des Mahāyāna, die schon auf ein wesentliches Kennzeichen weist: Das religiöse Ideal im H. ist der arhat, der buddhistische Heilige, der die zum Nirvāṇa führende Erkenntnis aus eigener Kraft erlangt hat und sich damit begnügt (in diesem Fahrzeug zur Erlösung haben nur wenige Platz), während das Ideal des Mahāyāna das eines Bodhisattva ist, der vielen Wesen zur Erlösung verhilft. Die einzige heute noch existierende Schule des H. ist die der Theravādin (sanskrit: Sthaviravādin »die der Lehre der Älteren anhängen«) v.a. auf Ceylon, in Burma und Thailand, deren sog. Pāli-Kanon oder Tipiṭaka (»Dreikorb«) der vollständigste erhaltene indische ist. Daneben gab es jedoch andere einflussreiche Schulen des H.: die Vātsīputrīya oder Pudgalavādin, die eine von den fünf skandhas (Daseinsgruppen) verschiedene Person (pudgala) lehrten und somit die buddhistische Schwierigkeiten der Annahme einer Wiedergeburt ohne ein beständiges Persönlichkeitselement zu überwinden versuchten; die Sarvāstivādin, die lehren, dass alle Dharmas nicht vergänglich sind, sondern immer existieren und in einem bestimmten Moment wirksam werden; die Sautrāntikas, die nur den Sūtrenteil des Kanons gelten ließen, die Vergänglichkeit der Dharmas postulierten und eine hinter diesen wirksame Bewusstseinsbasis (āśraya) annahmen, mit der sie die Verbindung von einer Existenz zur nächsten zu erklären versuchten.
MD
LIT:
- A. Bareau: Les sectes bouddhiques du petit vhicule. Saigon 1955
- E. Frauwallner: Die Entstehung der buddhistischen Systeme. Gttingen 1971
- H.-W. Schumann: Buddhismus, Stifter, Schulen und Systeme. Freiburg 1976. S. 107 ff
- M. Walleser: Die Sekten des alten Buddhismus. Heidelberg 1927
- A. K. Warder: Indian Buddhism. Delhi 21991. S. 288 ff.