Herrenmoral/Sklavenmoral
gegensätzliche Ausprägungen von Wertesystemen bei Nietzsche. H. entsteht, indem der Starke, Vornehme, Mächtige in selbstherrlicher Art sich und seinesgleichen als »gut« bewertet, die sozial Unterdrückten als »schlecht«. Die S. deutet den in der H. »Guten« zum »Bösen« um, weil seine soziale Macht und körperliche Überlegenheit Anlass für ein Gefühl des Ressentiments ist. Um sich vom Mächtigen zu distanzieren, bewertet sich folglich der Schwache als »gut«. Seine Eigenschaften (z.B. Angst, Feigheit) werden zu christlichen Tugenden der Askese, des Demuts und Mitleids uminterpretiert und damit zu höchsten Werten der S. Diesen moralischen Paradigmenwechsel, den historisch die jüdisch-christliche Tradition geleistet habe, nennt Nietzsche den »Sklavenaufstand in der Moral«. Da der Wille zur Macht auch in der christlichen Liebe waltet, aber sublimiert wird, kommt es zu lebensfeindlichem und selbstzerstörerischem Verhalten. Das äußert sich in Nihilismus, Opportunismus und trägem Sich-treiben-Lassen. Dagegen ist der nach der H. Handelnde ein mutiger, selbstdisziplinierter, aber auch grausamer Mensch, voll von »Verachtung gegen Sicherheit, Leib, Leben, Behagen« und »entsetzlicher Heiterkeit« (Zur Genealogie der Moral, Erste Abh., Aph. 11).
KS
LIT:
- G. Schweppenhuser: Nietzsches berwindung der Moral. Wrzburg 1988.