Kosmos
(griech. (Welt-)Ordnung, Weltall), die Welt als ganze, sofern ihre Ordnung rational erfasst und in Naturgesetzen beschrieben wird. – Von der Antike bis ins 6. Jh. ist »K.« ein zentraler Terminus der Philosophie. Ausgehend von der ursprünglichen Bedeutung »Anordnung als Ergebnis einer Anweisung« bezeichnet »K.« im Gegensatz zum Chaos u. a. die von Zeus bewirkte (Rechts-)Ordnung für Götter und Welt (Hesiod) und die Staatsverfassung (Herodot). Bei ihren Versuchen, das Weltgeschehen gesetzesmäßig aus Urgründen und Prinzipien zu verstehen, benutzen die Vorsokratiker »K.«, um die (harmonische) Ordnung der Welt darzustellen. Die Gleichsetzung von K. mit dem Weltganzen vollziehen Platon (Timaius) und Aristoteles: Durch den Demiurgen bzw. unbewegten Beweger kommt eine vernunftgemäße, einheitliche, teleologische Ordnungsstruktur in den K., der einzig, unvergänglich, göttlich und als vollkommenes Lebewesen vorgestellt wird. Die Stoa interpretiert den K. pantheistisch, (spät-)antike Strömungen verehren ihn religiös. – In der Neuzeit hat »K.« geringere Bedeutung. I. Newton sieht den K. als ewigen, unendlich großen dreidimensionalen Raum, in dem jedes physikalische Geschehen in einer absoluten Zeit abläuft. Dementsprechend wird der K. weder göttlich noch lebendig, sondern mechanistisch, als Uhrwerk, aufgefasst. Die mit A. Einstein beginnende moderne Kosmologie beschreibt den K. als vierdimensionale Raum-Zeit-Mannigfaltigkeit, wobei Raum und Zeit ihren absoluten Status verlieren und von der Materieverteilung im K. abhängen. Der K. ist 13–30 Mrd. Jahre alt und räumlich betrachtet ein gekrümmter dreidimensionaler Raum, ohne Mittelpunkt und Grenze, der je nach Weltmodell ewig expandiert oder nach endlicher Zeit kontrahiert.
BS
LIT:
- Vgl. Artikel Kosmologie und Kosmos in: HWPh. Bd. 4. Darmstadt 1976.