Lamarckismus
die 1809 von J.-B. Lamarck entwickelte Evolutionstheorie. Der L. geht davon aus, dass sich Merkmale von Lebewesen durch Umwelteinflüsse und einen dem Lebewesen innewohnenden »Willen« verändern und dass diese erworbenen Eigenschaften auf Nachkommen vererbt werden. Veränderungen kommen nach Lamarcks Hypothese konkret dadurch zustande, dass stark beanspruchte Organe kräftiger und leistungsfähiger, nicht gebrauchte Organe dagegen schwächer werden und schließlich verkümmern. So erklärt Lamarck z.B. den langen Hals der Giraffe durch ständiges Hochstrecken des Kopfes bei der Nahrungsaufnahme (direkte Anpassung). Evolution erscheint damit für den L. als relativ geradliniger Prozess des Fortschritts. – Ausgehend von der Selektionstheorie Darwins haben Ergebnisse der Molekulargenetik den L. widerlegt und die Vorstellung einer natürlichen Selektion bei primär ungerichteter Veränderung durch Mutation nahegelegt. Der L. wird jedoch als wichtigster Vorläufer der Evolutionstheorie Darwins angesehen (Evolution, Evolutionstheorie, Darwinismus).
MK