Antonym
(griech.-neulat. Neubildung zu griech. antonomazein: anders benennen), sprachwissenschaftlicher terminus technicus: das Gegenwort, präziser: ein Wort, das einem anderen in Bezug auf seine Bedeutung entgegengesetzt ist. Dementsprechend bezeichnet Antonymie eine semantische Opposition zwischen Wörtern. Lyons unterscheidet drei Grundformen der semantischen Opposition: Komplementarität, Antonymie, Konversion. (1) Komplementarität: »männlichweiblich«, »verheiratet-ledig«, »natürlich-künstlich«, usw. Charakteristisch für solche lexikalischen Paare ist es, dass normalerweise die Verneinung des einen Ausdrucks die Behauptung des anderen impliziert und umgekehrt. (2) Antonymie: »groß-klein«, »gut-schlecht«, »arm-reich«, usw. Hier gilt, dass normalerweise die Verneinung des einen Ausdrucks die Behauptung des anderen nicht impliziert, obwohl die Behauptung des einen Ausdrucks die Verneinung des anderen impliziert. A.e sind in der Regel explizit oder implizit gradiert, das heißt: Sätze, die solche Ausdrücke enthalten, sind, semantisch gesehen, explizite oder implizite Komparativsätze. »Unser Haus ist groß« bedeutet in der Regel: »Unser Haus ist größer als ein normales Haus«. Diese Eigenschaften von A.en erlauben die sinnvolle Äußerung von Sätzen wie: »Unser Haus ist weder groß noch klein«. (3) Konversion: »kaufen-ver-kaufen«, »geben-nehmen«, usw. Wenn Olga von Paul ein Haus kauft, dann gilt semantisch ebenso: Paul verkauft Olga ein Haus. Die Substitution konverser Ausdrücke geht mit einer syntaktischen Permutation der Nominalphrasen »Olga« und »Paul« einher. In dieser Hinsicht besteht eine Parallele zu Sätzen, die explizit gradierte A.e enthalten. Die große Anzahl von semantischen Oppositionen in unserer Sprache deutet Lyons zufolge auf die allgemeine menschliche Tendenz hin, Erfahrungen zu polarisieren.
BBR
LIT:
- J. Lyons: Introduction to Theoretical Linguistics. Cambridge/Engl. 101987. S. 460470.