Entzweiung
bezeichnet am Ende des 18. Jh. und besonders in der Philosophie des deutschen Idealismus die Dissoziation einer ursprünglichen Einheit als deren Verlust bzw. Entäußerung. In dem Maße, wie – beginnend mit Fichte – eine unmittelbare, nichtrelationale, absolute Identität zum Grund der Philosophie gemacht wurde, wurde E. zum Charakteristikum des Endlichen und mit Entgegensetzung und Reflexion konnotiert. Der Begriff der E. variiert entsprechend der Auffassung der vorausgesetzten Einheit. In der romantischen Philosophie und beim späten Schelling ist die E. für uns nicht zu überwinden, während Hegel sie im begreifenden Erkennen mit dem Absoluten als dessen Entäußerung versöhnen will. Im Rahmen rousseauistischer Geschichtskonzeptionen, wie sie, von der Romantik vorbereitet, vor allem im Junghegelianismus zum Tragen kamen, wird E. tendenziell mit Entfremdung gleichgesetzt und bezeichnet den Verlust einer auf höherer Stufe wiederzugewinnenden Einheit.
AA
LIT:
- A. Arndt: Dialektik und Reflexion. Hamburg 1994
- D. Henrich: Hegel im Kontext. Frankfurt 1967
- K. Lwith: Von Hegel zu Nietzsche. Stuttgart 1953
- H. u. I. Pepperle (Hg.): Die Hegelsche Linke. Leipzig 1985.