Erkenntnisprozess,approximativer
Form des Erkenntnisvollzugs nach der Auffassung der transzendentalphilosophischen Erkenntnistheorie insbesondere neukantianischer und phänomenologischer Provenienz. In eigentümlicher Verknüpfung der Kantischen Lehren vom Ding an sich und von den regulativen Ideen – das Ding an sich bezeichnet keinen Gegenstand, sondern die »Aufgabe«, einen der Anschauung zugrundeliegenden Gegenstand zu denken (Kant: KrV B 344; Proleg. A 107 f.); die Idee beschreibt die »Aufgabe«, zu einem gegebenen Bedingten ein Unbedingtes (als Gegenstand einer ins Unendliche erweiterten Erfahrung) zu suchen (KrV B 340) – wird Erkenntnis generell als unendliche Aufgabe objektivierender Bestimmung des unbestimmt Gegebenen verstanden. Die Erkenntnis nähert sich dabei auf dem Wege intentionaler Sinnunterstellung (Hypothesis, Idee) – Bewährung/Enttäuschung – neuer Unterstellung usw. in einem approximativen Prozess der vermeinten Totalität des Gegenstandes.
KHL
LIT:
- P. Natorp: Die Philosophie. Ihr Problem und ihre Probleme. Gttingen 1911.