Hoffnung
Während die griech. Antike noch einen schwankenden Begriff von H. hatte, der zwischen Skepsis in Bezug auf Zukunftserwartungen und Vertrauen auf positive zukünftige Möglichkeiten oszillierte (vgl. die verschiedenen Deutungsvarianten der Pandorasage: Hesiod und Babrios), kennt das Alte Testament einen Hoffnungsbegriff, der grundsätzlich eine gute Zukunft erwartet – das Reich Gottes –, wodurch schließlich auch die Annahme jeder gegenwärtigen Wirklichkeit in ihren Widersprüchen gerechtfertigt ist. Augustinus und Thomas v. Aquin greifen beide den Hoffnungsgedanken wieder auf, um in Verbindung mit stoischen bzw. aristotelischen Überlegungen die H. als Affekt zu begreifen, der den einzelnen auf die Glückseligkeit in Gott einstimmt. Daneben bilden sich auch apokryphe Traditionen des Hoffnungsgedankens aus, die auf apokalyptisch-chiliastische Aspekte der Verkündigung des Reichs Gottes zielen (Joachim von Fiore). – Im Bereich der neuzeitlichen Philosophie gibt es kaum Platz für die H., der seit Descartes’ Orientierung auf die Erkenntnis der Boden entzogen ist. Von zentraler Bedeutung ist auch Spinozas Verdikt über die H., die für ihn bloß »unbeständige Lust, entsprungen aus der Vorstellung eines zukünftigen oder vergangenen Gegenstandes, über dessen Ausgang wir in gewisser Hinsicht in Zweifel sind« (Ethica, pars III, Affectum Definitiones XII), ist. Das 19. Jh. beschäftigt sich – mit der Ausnahme Kierkegaards – kaum mit der H. Erst die Existenzphilosophie widmet sich erneut dem Hoffnungsgedanken, reduziert diesen freilich wie Heidegger auf die existentielle Befindlichkeit des Einzelnen, der zwischen den Affekten Furcht und H. schwankt. Von zentraler Bedeutung ist dagegen die H. in Blochs Philosophie, seiner »Ontologie des Noch-Nicht-Seins«, worin unter Rückgriff auf jüdische Traditionen, chiliastische Ideen und die verschiedenen »Nebenströme« der Geistesgeschichte die Utopie einer befreiten Menschheit anvisiert wird: eine »Gesellschaft ohne Herr und Knecht«, die »Solidarität aller«, »Freiheit und menschliche Würde«, Natur als »Heimat«.
WJ
LIT:
- E. Bloch: Das Prinzip Hoffnung. Frankfurt 1959
- H.-G. Link: Hoffnung. In: HWPh. III (1974). Sp. 11571166
- O. Schwemmer: Hoffnung. In: Enzyklopdie Philosophie und Wissenschaftstheorie II (1984). S. 118 f
- W. Vossenkuhl: Hoffnung. In: Lexikon der Ethik. Hg. v. O. Hffe. Mnchen 41992. S. 122 f.