Kognition,soziale
Bei der Bestimmung der s.n K. ist davon auszugehen, dass das Wissen über physikalischdingliche Zusammenhänge mit Hilfe anderer Kategorien bzw. Prinzipien strukturiert wird als das Wissen über soziale Zusammenhänge. Als spezifisch für die s. K. erweist sich die Fähigkeit der Person, ihre Handlungen, Gedanken und Perspektiven intentional zu koordinieren. D.h. Personen reagieren nicht bloß aufeinander, sondern sie handeln dabei bewusst, mit einer zielgerichteten und wechselseitigen Intention. Diese intentionale Koordination ermöglicht reziproken Austausch und Kommunikationsformen, wie sie für den Bezug mit der unbelebten Natur nicht zu unterstellen sind. Die Wechselseitigkeit von Verhalten und Kommunikation unterscheidet soziale von rein physischen Vorgängen und produziert eine spezielle Art von sozialem Verständnis, das sich in sozial-relationalen (z.B. Freundschaft, Rivalität), sozial-regulativen (z.B. Gerechtigkeit, Konvention) und extra-personalen (z.B. andere Personen, Institutionen) Verstehenskonzepten realisiert. Dabei entwickelt sich ein Verständnis für unterschiedliche Interaktionstypen wie Transaktion, Regulation und Kommunikation. Das Verständnis sozialer Beziehungen und Regulierungen bedingt ein Erkennen und Anerkennen der sozialen Reziprozität: In diesem Rahmen bezieht sich soziale Interaktion auf den Austausch, in dessen Verlauf Personen ihre Handlungen intentional koordinieren, dabei miteinander in Kommunikation treten und eine gemeinsame Beziehung aufrechterhalten. Die Reziprozität erlaubt eine Synchronisierung von Interaktionen und die Erfahrung einer gemeinsamen Beziehung. Dementsprechend beinhaltet die s. K. (a) einen konzeptuellen oder organisierenden Aspekt des sozialen Wissens, der den Menschen befähigt, die soziale Realität zu kategorisieren, zu interpretieren und zu ordnen, und (b) einen kommunikativen Aspekt, der den Mechanismus für das gemeinsame Erleben von Vorstellungen und Perspektiven zwischen Personen abgibt. Die s. K. befähigt das Individuum dazu, einerseits soziale Information zu empfangen und zu erzeugen und andererseits an sozialen Erfahrungen teilzunehmen.
PP
LIT:
- W. Damon: Zur Entwicklung der sozialen Kognition des Kindes. In: W. Edelstein/M. Keller (Hg.): Perspektivitt und Interpretation. Frankfurt 1982. S. 110 ff
- W. Edelstein/M. Keller: Perspektivitt und Interpretation. Zur Entwicklung sozialen Verstehens. Frankfurt 1982. S. 9 ff
- D. Geulen: Soziales Handeln und Perspektivenbernahme. In: Ders.: Perspektivenbernahme und soziales Handeln. Frankfurt 1982. S. 24 ff.