Linguistic turn
(dt. linguistische oder sprachliche Wende). Bereits in den 1950er Jahren wurde der Ausdruck l. t. von Gustav Bergmann für eine philosophische Methode verwandt, die von den Begründern der analytischen Philosophie wie Frege, Russell, Moore und Wittgenstein ihren Ausgang genommen hat. Diese Methode lässt sich so charakterisieren, dass philosophische Aussagen über die Welt mittels einer geeigneten Sprache vorgenommen werden sollen. Jedes philosophische Problem – z.B. das traditionelle Problem der Existenz Gottes – wird dabei in ein Sprach-problem transformiert oder zumindest in Abhängigkeit von Sprachproblemen behandelt. Die Sprache wird unter dieser Voraussetzung zum Hauptgegenstand der philosophischen Untersuchung. Ist dies auch die gemeinsam geteilte sprachphilosophische Grundlage sowohl der Vertreter der Idealsprache (ideal language philosophy) als auch der Vertreter der Normalsprache (ordinary language philosophy), so kommt es in den genannten Richtungen trotzdem zu wichtigen Ausdifferenzierungen des l. t. So versuchen Erstere mit Hilfe der Konstruktion einer Idealsprache (z.B. Carnap) Sinnkriterien für philosophische Propositionen zu formulieren, wohingegen Letztere dies in der Analyse und Aufklärung alltagsprachlicher Begriffe (z.B. Strawson) anstreben.
CT
LIT:
- R. M. Rorty (Hg.): The Linguistic Turn. Essays in Philosophical Method. With Two Retrospective Essays. Chicago/London 1992.