Metapher
(griech.: Übertragung), wird seit Aristoteles v.a. als rhetorisch-poetische Redewendung betrachtet, bei der ein Ausdruck aus seinem üblichen Gebrauchsbereich unter einem bestimmten Hinblick in einen fremden Bereich übertragen wird. Dabei wird entweder auf eine bereits bestehende Ähnlichkeit zwischen den beiden Bereichen zurückgegriffen (Epiphor) oder eine neue Ähnlichkeit hergestellt (Diaphor). Die Metaphorologie unterscheidet deshalb zwischen der innovativen M., die ganz neue Bedeutungen erzeugt, und der konventionellen, aber lebendigen M. mit je situativer Bedeutung, sowie der toten M., die zum Begriff mit eindeutiger Bedeutung (Katachrese) erstarrt ist. – In der rhetorischen Tradition gilt die M. als »uneigentliche« Redeweise, die zwar ornamentale und persuasive Funktionen erfüllt, aber stets durch einen »eigentlichen« Ausdruck ersetzbar ist. Hier wird die M. meist als verkürzter, bildhafter Vergleich zwischen gemeinsamen Eigenschaften aufgefasst: so beruht die M. des »Lebensabends« auf einer Proportionsanalogie (Alter zu Leben wie Abend zu Tag). Dieser sog. Substitutionstheorie der M. stehen v.a. in der Gegenwart Auffassungen gegenüber, die von der Unersetzbarkeit der M. und einer grundsätzlichen Metaphorizität der Umgangssprache ausgehen. Ihnen zufolge wird bei einer M. nicht lediglich ein Ausdruck gegen einen anderen ausgetauscht, vielmehr werden bei ihr zwei unterschiedliche Sinnbezirke miteinander verknüpft, wodurch es zur wechselseitigen Konstitution von neuer Bedeutung kommt. Diese sog. Interaktionstheorien betrachten die M.n als schöpferisches Erkenntnismittel und als Denkmodell: Durch »metaphorische Neubeschreibungen« können im ästhetischen, praktischen und wissenschaftlichen Bereich neue Weltsichten gewonnen werden. Allerdings kann konkretistischer und euphemistischer M.gebrauch auch zum erkenntnisbehindernden Denkzwang werden.
BD
LIT:
- A. Haverkamp (Hg.): Theorie der Metapher. Darmstadt 1983
- A. Ortony (Hg.): Metaphor and Thought. Cambridge 1979
- P. Ricur: La mtaphore vive. Paris 1975 (Die lebendige Metapher. Mnchen 1988).