Partizipation
Partizipatorische Aktivität gilt seit den sechziger Jahren als wesentliche Kerneigenschaft demokratischer Industriegesellschaften. Die Verfechter des demokratischen Partizipationspostulats führen eine Reihe gewichtiger Argumente an: So führe P. zum Abbau von Fremdbestimmung bei gleichzeitiger Erweiterung der Selbstbestimmungsmöglichkeiten des Individuums. Durch die partizipative Einbringung von Sachkompetenz könne die Qualität politisch-administrativer Entscheidungen erheblich verbessert werden; Bürgerpartizipation trage so zur Rationalisierung, Effektivierung, Akzeptanz und Vertrauen in staatliches Handeln von politischen Repräsentanten und Verwaltungen bei. P. meint in diesem Sinne generell eine Demokratisierung aller gesellschaftlichen Lebensbereiche. Den euphorischen Verfechtern des Partizipationspostulats muss aber entgegengehalten werden, dass Partizipationsbereitschaft sich zumeist auf Mittelschichtangehörige und Mittelschichtinteressen konzentriert. Demokratie sollte deshalb nicht nur Repräsentation und P., sondern ebenso ein hohes Maß an Responsivität als Kerneigenschaft entfalten.
RP
LIT:
- A. Etzioni: Die aktive Gesellschaft. Eine Theorie gesellschaftlicher und politischer Prozesse. Opladen 1975
- A. Waschkuhn: Partizipation und Vertrauen. Grundlagen von Demokratie und politischer Praxis. Opladen 1984.