Präexistenz
P. wird im Zusammenhang mit der Unsterblichkeit der Seele der Sachverhalt genannt, dass der Seele eine eigene, dem Leib zeitlich vorhergehende Seinsweise zugesprochen wir. Obwohl das Wort P. erst in der Hochscholastik aufkommt, geht das ihm zugrundeliegende Philosophem auf Platon zurück. Platon spricht im Seelengleichnis des Phaidros (248a-259d) davon, dass die Seelen vor ihrer Einkörperung die idealen Wahrheiten am überhimmlischen Ort (hyperuranion topon) geschaut hätten. Alles Wissen – hier wiederholt er die Kerndoktrin des Menon – sei deshalb nur Wiedererinnerung (Anamnesis). Je nach Grad des Geschauten werde die Seele entweder in den Körper eines Philosophen, Musenfreundes, Königs oder Kriegers »eingepflanzt«. Da Platon das Seelengleichnis allerdings in der literarischen Form eines (der orphisch-pythagoreischen Tradition entlehnten) demonstrativen Mythos vorträgt, ist nicht entschieden, ob Platon wirklich eine P. der Seele angenommen hat.
MFM