Schematismus
(griech. schema: Gestalt, Figur). Die Sch.lehre wird von Kant in der Transzendentalen Analytik der KrV entwickelt und stellt darin das erste Hauptstück der Analytik der Grundsätze dar. Hier geht es um die sinnliche Bedingung, unter der die reinen Verstandesbegriffe gebraucht werden können. Wie können also Begrifflichkeit und Sinnlichkeit im menschlichen Erkennen vermittelt werden? Wenn ein Gegenstand unter einen Begriff subsumiert wird, so müssen beide Seiten gleichartig sein. Da Verstandesbegriffe aber nicht in einer Anschauung angetroffen werden, stellt sich die Frage, wie die Anwendung der Kategorie auf die Erscheinung möglich ist. Kant fordert ein Drittes, das mit der Kategorie und der Erscheinung gleichartig sein muss. Dieses Dritte muss also intellektuell und sinnlich sein und ist das transzendentale Schema (B 178). Da der Verstandesbegriff eine synthetische Einheit des Mannigfaltigen enthält und die Zeit die formale Bedingung des Mannigfaltigen des inneren Sinnes ist, ist die transzendentale Zeitbestimmung relevant für die Anwendung von Kategorien auf Erscheinungen. Sie ist mit der Kategorie und der Erscheinung gleichartig, weil sie sowohl allgemein ist und auf einer Regel a priori basiert als auch in der empirischen Vorstellung des Mannigfaltigen enthalten ist. Die transzendentale Zeitbestimmung ist also ein Schema der Verstandesbegriffe. Sch. nennt man das Verfahren des Verstandes mit den Schematen, die ein Produkt der Einbildungskraft sind, wobei Kant das Schema sinnlicher Begriffe von dem Schema eines reinen Verstandesbegriffes unterscheidet (B 181). Der Sch. des Verstandes durch die transzendentale Synthesis der Einbildungskraft läuft auf die Einheit der Apperzeption hinaus (B 185). Kants Lehre vom Sch. wurde in der Philosophiegeschichte bis zur Gegenwart sowohl kritisiert als auch konstruktiv weiterentwickelt.
AS
LIT:
- P. Baumanns: Grundlagen und Funktion des transzendentalen Schematismus bei Kant. In: H. Busche u. a. (Hg.): Bewutsein und Zeitlichkeit. Ein Problemschnitt durch die Philosophie der Neuzeit. Wrzburg 1990. S. 2359
- E.R. Curtius: Das Schematismuskapitel in der KrV. Philologische Untersuchung. In: Kant-Studien 19 (1914). S. 338366
- W. H. Walsh: Schematism. In: Kant-Studien 49 (1957). S. 95106.