Skepsis
Der griech. Begriff steht zunächst unspezifisch für »Untersuchung«, »Betrachtung«. Seine terminologische Bedeutung geht v.a. auf Sextus Empiricus zurück, einen Anhänger Pyrrhons von Elis (Pyrrhonismus), der mit S. die unvoreingenommene Untersuchung bestehender philosophischer Kontroversen bezeichnet. Da die Untersuchungen der Pyrrhoneer in jedem Fall ergebnislos blieben, wurde der Begriff eingeengt und zur Bezeichnung einer philosophischen Haltung oder Position verwendet, die sich des Urteils über Sach- und Wertfragen enthält (Epoché, skeptische). – Seit der Renaissance finden statt »S.« die lat. Bildung »scepticismus« und ihre Entsprechungen Verwendung. »S.« begegnet erst wieder in der Philosophie des späten 19. und des 20. Jh.s, vorwiegend in deutschsprachigen Arbeiten (z.B. bei F. Nietzsche, P. Natorp, R. Hönigswald, M. Horkheimer). Dabei legt die überwiegend synonyme Verwendung von »S.« und »Skeptizismus« nahe, dass für die Wiederaufnahme des Begriffs »S.« weniger Sachargumente als die Anlehnung an griech. Quellen und stilistische Vorlieben ausschlaggebend waren. – Vorschläge, systematisch zwischen S. und Skeptizismus zu unterscheiden, etwa derart, dass »S.« einen allgemeinen Zweifel meine, »Skeptizismus« hingegen einen zum philosophischen System entwickelten Zweifel (Caramella), oder »Skeptizismus« pejorativ unkritische skeptische Positionen bezeichne, »S.« hingegen einen selbstreflektierten Zweifel (Wild), sind weder historisch gedeckt noch sachlich notwendig. Praxisnäher ist die synonyme Verwendung beider Begriffe.
AE
LIT:
- S. Caramella: Scetticismo. In: Enciclopedia Filosofica. Vol. V. Firenze 1967. Sp. 10441054
- R. Eisler: Skeptizismus. In: Ders.: Wrterbuch der philosophischen Begriffe. Bd. 3. Berlin 1930. S. 100103
- Sextus Empiricus: Grundri der pyrrhonischen Skepsis. bers. v. M. Hossenfelder. Frankfurt 52002
- Chr. Wild: Philosophische Skepsis. Knigstein 1980.