Solipsismus
philosophische Position, die in zwei Varianten auftreten kann: In der ersten Variante besagt der S., dass einzig das dem Bewusstsein unmittelbar Gegebene real ist. Die schwächere Lesart dieser Variante deutet die These epistemologisch: Alles Wissen über die Welt außerhalb des Selbst beruht auf dem Bewusstsein unmittelbar gegebener Wahrnehmungsdaten. Die radikale Lesart deutet den S. metaphysisch: Einzig das Selbst wird als real anerkannt. In der radikalen Version ist der S. außer von Max Stirner wohl nie ernsthaft vertreten worden, wird aber von Descartes als methodischer Ausgangspunkt in seinen Meditationes verwendet, um dann zum Abschluss der Untersuchung allerdings als absurde These hingestellt zu werden. In der zweiten Variante ist S. die Bezeichnung für eine negative Position bezüglich des Problems des Fremdpsychischen. So wird einigen Theorien des Geistes vorgeworfen, sie hätten zur Folge, dass ein Subjekt lediglich sich selbst, aber keinem anderen Wesen geistige Zustände zuschreiben könne.
Von diesen beiden Varianten des S. ist der sogenannte methodologische S. zu unterscheiden. Dieser Begriff findet in der analytischen Theorie des Geistes Verwendung. Er wurde von Putnam in The Meaning of ˲Meaning˱ geprägt und spielt eine bedeutsame Rolle in der Dikussion um Externalismus vs. Internalismus. In Putnams ursprünglicher Formulierung wird ein Standpunkt als »methodologischer S.« bezeichnet, der davon ausgeht, dass ein psychologischer Zustand die Existenz keines anderen Individuums voraussetzt als die Existenz des Individuums, das sich in ihm befindet. Dies trifft also auf jede Theorie zu, die davon ausgeht, dass die Supervenienzbasis (Supervenienz) mentaler Zustände der Körper (meistens das Gehirn) des Individuums ist, dem sie zugeschrieben werden.
MBI
Carnap (Der logische Aufbau der Welt) hat in seiner Entwicklung eines Konstitutionssystems als Basis nur solche Gegenstände zugelassen, die bewusst einem Subjekt zugehören (i. e. das Eigenpsychische). Diese Art der Grundlegung nennt er »methodischen S.«, der nicht als Beschränkung auf ein Subjekt verstanden werden darf, sondern als methodische Beschränkung auf das tatsächlich Erlebte. [PP]
MBI
LIT:
- Zum methodologischen Solipsismus: J.A. Fodor: Methodological Solipsism Considered as a Research Strategy in Cognitive Psychology. In: Behavioral Brain Sciences 3 (1980). S. 6373
- H. Putnam: The Meaning of ˲Meaning˱. In: Ders.: Mind, Language and Reality. Philosophical Papers. Bd. 2. Cambridge 1975. S. 215271.