Urmaterie
der einheitliche Stoff, aus dem alle Dinge zusammengesetzt oder entstanden sind. Die Vorstellung einer U. spielte eine wichtige Rolle für den Versuch der Vorsokratiker, die Vielgestaltigkeit der Welt auf Gemeinsamkeiten zurückzuführen. Für Thales war die U. das Wasser, für Anaximenes Luft. Anaximander erklärte eine qualitativ vollkommen unbestimmte Substanz, das apeiron, zur U., aus der die Dinge durch Ausdifferenzierung in entgegengesetzte Qualitäten wie Wärme und Kälte entstehen. In ähnlicher Weise verbindet Thomas v. Aquin die 4-Elementen-Lehre von Empedokles mit aristotelischen Gedanken: Die Elemente bestehen aus einer gestaltlosen materia prima, die mit dem Vermögen ausgestattet ist, in Form der Elemente aufzutreten, indem sie warm oder kalt und feucht oder trocken wird. Platon kommt auf der Grundlage einer pythagoräisch umgedeuteten Elementenlehre zu einer abstrakt-geometrischen U.: Die Elemente sind regelmäßige Körper, die selbst aus Dreiecken bestehen. Die moderne Physik ist insbesondere in der Person von Heisenberg hierdurch beeinflusst worden. In der Urknall-Theorie gibt es zu Beginn des Universums eine konzentrierte U., die sich dann in die Elementarteilchen aufspaltet.
MSI
LIT:
- Aristoteles: Physik I
- P. Seligman: The Apeiron of Anaximander. London 1962
- Thomas v. Aquin: De ente et essentia 24.