Weltseele
das Einheit stiftende Prinzip der Natur und des Lebens. Wie etwa die Bewegungskraft Teil der das ganze Weltall bewegenden Kraft ist, so ist nach platonischer Vorstellung die Einzelseele Teil der allgemeinen und alles bewegenden W. Die körperliche Realität wird als die Vergegenständlichung psychischer Vermögen verstanden (Timaios). Dieses Konzept wird vom Neuplatonismus (Plotin) übernommen und durch Ficinos Begriff der »anima mundi« der Renaissance zugänglich. Die Goethe-Zeit (Goethe, Herder) setzt unter der Annahme der monistischen Identität von Materie und Geist W. mit Weltgeist gleich. Von Schelling wird das Konzept der W. aufgegriffen und zu einer panpsychistischen Naturphilosophie erweitert (Von der Weltseele, 1798). Im Zusammenhang mit psychophysischen Theorien und im Kontext des Leib-Seele-Problems wird auch heute zum Teil noch von W., häufiger aber von Panpsychismus gesprochen.
JM
LIT:
- E. Becher: Die fremddienliche Zweckmigkeit der Pflanzengallen und die Hypothese eines berindividuellen Seelischen. Leipzig 1917
- Ph. Delhaye: Une controverse sur lme universelle au IXe sicle. Namur 1950
- E. Hoffmann: Drei Schriften zur griech. Philosophie: Platons Lehre von der Weltseele. Heidelberg 1964
- A. Rau: Der moderne Panpsychismus. Berlin 1901.