Philosophie,christliche
lässt sich als Terminus inhaltlich kaum füllen. Relativ unproblematisch ist das Wort in Abgrenzung zu philosophischen Strömungen außerchristlicher Kulturkreise (etwa zur arabischen des MA.). Vor der wissenschaftstheoretischen Trennung von Theologie und Philosophie im Hoch-MA. kann die Philosophie ab der Patristik als ch. Ph. insofern bezeichnet werden, als sie Themen aus der christlichen Offenbarung mitbedenkt (z.B. Schöpfung, Geschichte, Gottesebenbildlichkeit des Menschen) und selten eine Grenze zwischen Theologie und Philosophie zieht. Ch. Ph. bleibt ein problematischer Begriff, der sich nur schwer gegen die Vermischung mit der (Fundamental- oder auch Moral-)Theologie sichern lässt. Ch. Ph. erscheint damit nicht nur der Philosophie in der Frage der Voraussetzungslosigkeit suspekt, auch Strömungen der Theologie (z.B. die dialektische) achten sorgsam auf die Grenzziehung zwischen menschlichem Denken und göttlicher Offenbarung.
Entscheidend ist die Frage, in welcher Hinsicht eine Philosophie »christlich« genannt werden soll: Ob damit eine weltanschauliche Festlegung gemeint ist, die Übernahme bestimmter Themen, die Behauptung inhaltlicher Positionen oder nur auf die Konfessionsangehörigkeit des Autors angespielt wird. Dabei kann gedacht sein an (a) ein Denken, das keine Inhalte des Glaubens übernimmt, aber einem besseren Verständnis desselben dient, etwa als philosophische Klärung der gundlegenden weltanschaulichen oder methodischen Fragen (z.B. bei Newman), (b) eine »reine« Philosophie, deren Autoren sich weltanschaulich dem Christlichen verbunden fühlen – so bei D. v. Hildebrand, der ausdrücklich seine religiösen von den philosophischen Schriften abhebt, (c) eine ch. Ph., deren Inhalte sich aus der Offenbarung oder deren Entfaltung in der christlichen Tradition speist – etwa A. Dempfs ch. Ph., der als solche Lehren anführt: Schöpfung, Freiheit, Gewissen, Unsterblichkeit, Menschheitsgeschichte, (d) im katholischen Raum zeitweise als philosophia perennis gehandelte Philosophie des Aristoteles und Thomas und die sich darauf berufende Neuscholastik.
PK
LIT:
- A. Dempf: Christliche Philosophie. Bonn 21952
- J. Friese: Die skularisierte Welt. Frankfurt 1967
- J. Maritain: La philosophie chretienne. Paris 1933.