Idealismus,methodischer
v. a. in der Marburger Schule des Neukantianismus vertretene philosophische Grundhaltung. Zwei Bedeutungen sind zu unterscheiden. Einmal handelt es sich um eine modifizierte Form des von Kant so bezeichneten »kritischen Idealismus« (vgl. Proleg. A 70 f.). Philosophie als m.I. hinterfragt nicht das Sein der Dinge, sondern das Vermögen der (Ding-)Erkenntnis. Der m.I. ist deshalb eine nur methodische Einstellung, weil er mit der kritischen Frage nach den Bedingungen der Gegenstands-Konstitution nicht eo ipso die objektive Realität in Zweifel zieht. Die zweite Bedeutung von m.m I. betrifft das Wesen des in der Erkenntnis erkannten Seins. Insofern es als Ergebnis der Spontaneität des Denkens erscheint, ist es wesentlich »Erzeugnis« einer methodischen »Bewegung des Denkens« (Natorp). Das gegenstandserzeugende Denken operiert mit hypothetischen Relationsbegriffen (»Ideen«), mit deren Hilfe sich im Erfahrungsurteil eine mittelfristig stabile Einheit konstituiert, die jedoch permanent revisionsbedürftig bleibt. Und wie das Denken selbst, ist schließlich auch die Philosophie nur eine Methode, weil sie dessen seinserzeugender Bewegung folgt.
KHL
LIT:
- P. Natorp: Die Philosophie. Ihr Problem und ihre Probleme. Gttingen 1911
- Ders.: Kant und die Marburger Schule. In: Kant-Studien 17 (1912). S. 193221.
Neutralismus,methodischer
Bezeichnung für eine von Carnap vertretene Auffassung, dass die Wahl einer Sprache (bzw. Sprachsystems) oder einer Sprechweise als arbiträr anzusehen und dass mit einer solchen Wahl keine inhaltliche Festlegung auf eine philosophische oder metaphysische Position verbunden ist. In Die logische Syntax der Sprache formuliert er es als »Toleranzprinzip«: Jeder mag seine Logik, d.h. seine Sprachform, aufbauen, wie er will. Nur muss er deutlich die syntaktischen Bestimmungen angeben anstatt philosophischer Erörterungen.
PP
LIT:
- R. Carnap: Die logische Syntax der Sprache. Wien/New York 21968. S. 45.