Entfremdung
zentraler Begriff der Marx’schen Theorie, dessen Wurzeln sich allerdings bis in die ma. Theologie zurückverfolgen lassen. Bei Hegel ist die E. der absoluten Idee in Gestalt ihrer Entäußerung bzw. Vergegenständlichung in Natur und Geschichte notwendiges Durchgangsstadium auf dem Wege der Selbstverwirklichung des Geistes. Feuerbachs statische Geschichtsauffassung legt den Schwerpunkt der Argumentation auf die religiöse E. Marx, der die »Aufhebung und Verwirklichung« der (Hegel’schen) Philosophie fordert (MEW 1, S. 384), setzt an die Stelle der Arbeit des Geistes als dem bewegenden Moment der Geschichte die gesellschaftliche Arbeit und überträgt das dynamische Prinzip der Hegel’schen Dialektik von E. und Aufhebung der E. auf diese, so dass seine materialistische Geschichtsphilosophie drei systematische Entwicklungsstufen der menschlichen Gattungsgeschichte voneinander unterscheiden kann: auf dem Fundament völlig unentwickelter gesellschaftlicher Produktivkräfte in der Frühzeit der menschlichen Geschichte setzt naturwüchsig der Prozess der E. der Arbeit ein, wird aber erst mit der permanenten Revolutionierung der Produktivkräfte im Kapitalismus zu einem gesellschaftlichen Problem ersten Ranges. Die E. der Arbeit spitzt sich dramatisch zu (die immer weiter voranschreitende Teilung der Arbeit führt dazu, dass »die eigne Tat des Menschen ihm zu einer fremden, gegenüberstehenden Macht wird, die ihn unterjocht, statt dass er sie beherrscht« [MEW 3, S. 33]) und erheischt die Aufhebung der E. (Negation der Negation) durch den revolutionären Akt des Proletariats. – Lange vor dem tatsächlichen Scheitern der »historischen Alternative« des »Realen Sozialismus« ist die grundsätzliche Möglichkeit genau dieser »bestimmten« Negation der E. v.a. von Vertretern der Frankfurter Schule in Zweifel gezogen worden. Adorno hat Marx gegenüber auf einer »Negativen Dialektik« bestanden, die sich die Hoffnung auf die Realisierbarkeit eines positiven Endzustandes der Geschichte versagt.
ER