Epiphänomenalismus
Im Rahmen des Leib-Seele-Problems geht der Proponent des E. genau wie der interaktionistische Dualist grundsätzlich von einem nicht eliminierbaren ontologischen Dualismus von korrelativ auftretenden mentalen und physischen Ereignissen aus. Ist der E. mit dem reduktiven Physikalismus oder Identitätstheorien des Geistes somit nicht kompatibel, gilt dies nicht notwendig für bestimmte Spielarten der Emergenz und Supervenienz. Dabei bestimmen Vertreter des E. die ontologische Distinktion von mentalen und physischen Ereignissen häufig in Abgrenzung zum Cartesianischen Substanzendualismus als Eigenschaftsdualismus. In Anlehnung an C. D. Broad definiert D. Birnbacher den E. unter Rückgriff auf drei Bedingungen: (A) ›Kein mentales Ereignis hat irgendeinen Anteil an der Verursachung eines mentalen Ereignisses‹. (B) ›Kein mentales Ereignis hat irgendeinen Anteil an der Verursachung anderer mentaler Ereignisse‹ (C) ›Alle mentalen Ereignisse sind verursacht durch physische Ereignisse‹ Bezüglich dieser Kriterien ist zu beachten, dass lediglich (A) eine trennscharfe Abgrenzung zum interaktiven Dualismus beinhaltet. Argumente für die sicherlich alltagspsychologisch kontraintuitive These (A) beziehen sich u.a. auch auf empirische Ergebnisse (Libet Experimente) der Hirnforschung, die nach Auffassung mancher Interpreten die Verursachung mentaler Willensakte durch neurophysiologische Ereignisse nahe legen. Ein wichtiges Gegenargument gegen den E. ist hingegen im Hinblick auf evolutionstheoretische Überlegungen geltend gemacht worden. Wenn der E. wahr ist und Bewusstseinsleistungen als solche keine kausalen Auswirkungen in der physischen Welt haben, dann kann mentalen Ereignissen auch kein selektiv relevanter Überlebenswert zugesprochen werden. Diese Möglichkeit ist zwar mit der Evolutionstheorie keineswegs inkompatibel, aber stellt sicherlich eine ernstzunehmende Herausforderung für die Plausibilität des E. dar.
CT
LIT:
- D. Birnbacher: Epiphenomenalism as a solution to the mind-body problem. In: Ratio (new series) 1 (1988). S. 1732
- C.D. Broad: The Mind and Its Place in Nature. London 1962.