Kyôto-Schule
zu Beginn des 20. Jh. in Kyôto, Japan, entstandene philosophische Schule. Überwiegend aus buddhistischen Grunderfahrungen schöpfend, entwickelte sie in kritischer Auseinandersetzung mit der westlichen Geistestradition eine eigenständige asiatisch-japanische Philosophie, die die Frage nach Mensch und Welt neu stellt. – Kitarô Nishida (1870–l945), der Gründer der Schule, versuchte in seinem Erstlingswerk Über das Gute (1911) ausgehend von der »Reinen Erfahrung« die Philosophie neu aufzubauen. Im weiteren entwickelte er die sog. »Ortlogik« und den Gedanken des »absoluten Nichts«. Sein Denken will in fundamentaler Weise das Substanz- und Subjektdenken der westlichen Tradition unterlaufen und stellt damit die Philosophie als Ganzes auf einen neuen Boden. Sein Schüler und Kritiker Hajime Tanabe (1885–1962) entwickelte eine mehr spekulativ sozialphilosophisch ausgerichtete »Logik der Spezies«. In der zweiten Generation der Schule ragen vor allem Shin-ichi Hisamatsu (1889–1980) und Keiji Nishitani (1900–1990) heraus. Der Zen-Meister Hisamatsu ist bekannt für seine Interpretationen buddhistischer Grundwerke und für die philosophische Ausarbeitung einer Zen-Ästhetik. Nishitani hat mit seinem Gedanken der »Leere« das Erbe seines Lehrers Nishida wesentlich weiterentwickelt. Zum Kreis der Schule werden noch gezählt: Iwao Kôyama (geb. 1905), Masaaki Kôsaka (1900–1969), Toratarô Shimomura (geb. 1900), Shigetaka Suzuki (1907–1988), Yoshinori Takeuchi (geb. 1913), Kôichi Tsujimura (geb. 1922). Shizuteru Ueda (geb.1926).
RE
LIT:
- Die Philosophie der Kyto Schule. Hg. v. R. Ohashi. Freiburg/Mnchen 1990 (mit umfangreicher Bibliographie)
- L. Brll: Die japanische Philosophie. Darmstadt 1989.