Bewährung
In Bezug auf eine Aussage über einen empirischen Sachverhalt stellt die B. das Ergebnis einer Überprüfung auf der Grundlage von Beobachtungen dar. Popper hat in Bezug auf die Überprüfung wissenschaftlicher Theorien vorgeschlagen, die positive B. einer empirischen Theorie darin zu sehen, dass diese alle bisherigen Falsifikationsversuche überstanden hat. B. i.S. »empirisch gut bestätigt« besagt dann, dass alle bisherigen Versuche, die Theorie zum Scheitern zu bringen, nicht von Erfolg waren. Die B. schließt ein, dass ein Satz nur in Bezug auf ein bestimmtes, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt anerkanntes System von Basissätzen als bewährt gelten kann. Über den Grad der B. entscheidet nicht so sehr die Anzahl der bewährenden Fälle, als vielmehr die Strenge der Prüfung, der der betreffende Satz unterworfen ist. Diese hängt u. a. auch von der Einfachheit des Satzes ab: Der einfachere Satz ist der in höherem Grad falsifizierbare. – In der Phänomenologie Husserls spielt die B. in Bezug auf die Bewusstseinsstruktur eine besondere Rolle. In der Analyse des intentionalen Bewusstseins zeigt er auf, dass ein solches Bewusstsein fortwährend Seinssetzungen vollzieht. Zum teleologischen Charakter des Bewusstsein gehört die Tendenz, diese zunächst nur vermeinten Seinssetzungen auch durch eine originäre Anschauung zu bestätigen. Husserl differenziert zwischen den bloß signitiven (anschauungs-)leeren Bewusstseinsakten, in denen etwas in einer bestimmten Hinsicht vermeint wird, ohne dass dafür die anschauliche Gegebenheit aufzuweisen wäre, und den diese leeren Vormeinungen bestätigenden Akten der anschaulichen Erfüllung, in denen der vermeinte Gegenstand seine Entsprechung findet. Von B. ist bei Husserl nicht nur im Fall einer vollständigen Entsprechung die Rede, sondern auch in den Fällen, wo nur eine partielle Entsprechung (bspw. im Hinblick auf einen Teil der Eigenschaften) gegeben ist. Durch die Überführung unserer unbestimmten Vormeinungen in die originäre Gegebenheitsweise der Anschauung gelangen wir nicht nur zu B.en bzw. Erfüllungen, sondern ebensogut auch zu Enttäuschungen (»Entwährungen«, »Durchstreichungen«). D.h. solche gegenständlichen Vermeinungen können dadurch enttäuscht werden, dass der vermeinte Gegenstand überhaupt nicht oder nicht in der vermeinten Beschaffenheit existiert.
PP
LIT:
- E. Husserl: Ideen zu einer reinen Phnomenologie und phnomenologischen Philosophie. Hua III/1. 140
- K. Popper: Logik der Forschung. Tbingen 71982. S. 198 ff.