Halluzination
ist eine Sinnestäuschung, die häufig psychotische Episoden begleitet. Der Inhalt der H. steht meist in einer innigen Beziehung zum traumatisch erlebten Komplex, der den Wahn hervorgerufen hat, zugleich aber verleugnet werden muss. Die H. substituiert in der Psychose die Realität, was mit einer Verarmung der Ich-Funktionen einhergeht. – So wie Freud den strukturellen Unterschied von Gesundheit und Krankheit oder Normalität und Anormalität in seiner Theorie aufgehoben hat, beschreibt er auch die Trugwahrnehmung nicht nur in pathologischer Hinsicht; vielmehr sieht er denselben psychischen Mechanismus in seiner progressiven Funktion beim frühen Autoerotismus, in der Genese des (Trieb-)Wunsches und bei der Traumarbeit am Werk: Das Ich zieht die Besetzungen von der Außenwelt zurück, gibt damit die Realitätsprüfung auf, nützt aber die (traum-) bildende Kraft für die Verwandlung des Gedankens in ein sinnlich-halluzinatorisches Erleben. Mittels dieser Fähigkeit, die sich der regredienten Funktionsweise des psychischen Apparates verdankt, ist dem Subjekt eine gewisse schöpferische Unabhängigkeit vom bedürfnisbefriedigenden Objekt, d.h. von der Außenwelt, gegeben.
EF
LIT:
- S. Freud: Die Traumdeutung (Studienausgabe Bd. 2. Frankfurt 196975). Kap. VII
- Ders.: Formulierungen ber die zwei Prinzipien des psychischen Geschehens (Studienausgabe Bd. 3)
- Ders.: Neurose und Psychose (Studienausgabe Bd. 3)
- Ders.: Die Verneinung (Studienausgabe Bd. 3).