Magie
ursprünglich Bezeichnung für die Kunst der Magier, einer aus dem persischen Kulturbereich stammenden Priesterkaste. Vor allem seit der Spätantike ist M. ein – teils pejorativer – unpräziser Sammelbegriff für Praktiken, durch die der Mensch mit Hilfe von auf Dämonen zurückgehenden (magia daemoniaca oder »schwarze M.«) bzw. »okkulten«, also der Natur immanenten Kräften (magia naturalis oder »weiße M.«) Einfluss auf menschliche oder natürliche Vorgänge nehmen kann. M. gründet sich auf die Vorstellung von hierarchisch geordneten, ontologischen Stufen, innerhalb derer zwischen dem Mikrokosmos Mensch und dem Makrokosmos mediale Beziehungen herstellbar sind (Sympathie). Unter diesen Voraussetzungen konnten magische Vorstellungen in der Antike v.a. für das neuplatonische Konzept eines durch Emanation aus einem obersten Prinzip entstandenen Stufenkosmos fruchtbar gemacht werden. – Während im MA. (Augustinus: De civitate dei, Thomas von Aquin) in kritischer Abgrenzung zum M.-Begriff eine christliche Dämonologie erarbeitet wurde, unternahm das Denken der Renaissance (Pico della Mirandola, Agrippa, Bruno, Bacon) meist unter Heranziehung von Zahlen- und Buchstabenmystik eine Neubestimmung der Natur-M. Diese rückte nun in die Nähe des neuzeitlichnaturwissenschaftlichen Begriffs Technik: M. und Technik bezeichnen Handlungsweisen, durch die Kräfte, deren Existenz und Gesetzlichkeit man im Kosmos annimmt, dem eigenen Einfluss unterworfen werden können. Kann die Kausalität auch je unterschiedlich bestimmt werden, so beruht sie doch letztlich auf einer vom Menschen nicht erfassbaren Bedingtheit des Ursache-Wirkung-Verhältnisses.
MSP
LIT:
- C. Daxelmller: Zauberpraktiken. Eine Ideengeschichte der Magie. Zrich 1993 R. Kieckhefer: Magie im Mittelalter. Mnchen 1992 G. Luck: Magie und andere Geheimlehren in der Antike. Stuttgart 1990
- L. Thorndike: A History of Magic and Experimental Science. 8 Bde. London 192358.