Nirvāṇa
(sanskrit, »Wegwehen, Erlöschen«, Pāli: nibbāna), von Hegel und Schopenhauer als »Nichts« aufgefasst, einer der frühesten im Westen rezipierten philosophischen indischen Begriffe. Im Brahmanismus-Hinduismus kommt (brahma-)N. mehrere Male in der Baghavad-Gītā vor (2.72., 5.24.ff.), scheint aber dort eher tautologisch die Erlösung im Brahman zu bedeuten. N. ist zentraler Begriff der buddhistischen Erlösungslehre. N. ist die dritte der buddhistischen vier edlen Wahrheiten (Buddhismus). Im Hīnayāna bedeutet N., negativ gefasst, »das restlose Erlöschen alles in Gier, Hass und Verblendung sich äußernden, das Leben bejahenden und krampfhaft sich daran klammernden Willenstriebes, und damit die endgültige, restlose Befreiung von allem künftigen Wiedergeborenwerden, Altern und Sterben, Leiden und Elend« (Nyanatikloka: Buddhistisches Wörterbuch). Im Mahāyāna kann N. auch mit positiven Attributen belegt werden (sukha »Seligkeit«, amatadhātu »unsterbliche Sphäre« (H.-J. Klimkeit), wird aber auch als leer (śūnya) charakterisiert. Nāgārjuna (Mdhyamika, Madhyamaka-Śāstra 25) lehnt sowohl eine positive Aussage – N. ist bhāva »Sein« 25.5 ff. – als auch eine paradoxe Aussage – N. ist Sein (bhāva) und Nichtsein (abhāva) 25.11 ff., oder: N. ist weder Sein noch Nichtsein (25.15 f.) – ab.
MD
LIT:
- Th. Stcherbatsky: The Conception of Buddhist Nirvāṇa. Leningrad 1927
- L. de la Valle-Poussin: Nirvāṇa. Paris 1925.