Original,Originalität
(von lat. origo: Ursprung, Quelle, Stamm). Das O. bezeichnet zunächst das »Urbild«, das der Reihe seiner abkünftigen Versionen, den Kopien, zugrundeliegt. In seiner adjektivischen Verwendung ist die Rede von o. gleichbedeutend mit: ursprünglich, schöpferisch. Die engere, philosophisch relevante Bedeutung von Original bzw. Originalität hat sich vor allem im Bereich der Ästhetik und Poetik ausgeprägt und ist im 18./19. Jh. in der frz., engl. und dt. Kunstdebatte im Zusammenhang mit dem Begriff des Genies diskutiert worden. Von Originalität in diesem Sinn ist die Rede, wenn die Manifestation einer starken persönlichen Eigenheit im Schaffen eines Künstlers, Denkers usw. bezeichnet werden soll. Unter Originalität kann jedoch in einer etwas anderen Akzentuierung prinzipiell die schöpferische Fähigkeit eines Künstlers, Denkers usw. verstanden werden, Neues hervorzubringen.
Ursprünglich im 14. Jh. zur Übersetzung des lat. »peccatum originale« (Erbsünde) verwendet, findet der Begriff im Englischen und Französischen des 17. Jh. Eingang in die wissenschaftlich-philosophische Terminologie, wo er die semantische Verschiebung zur Charakterisierung eines originalen Menschen bzw. Werkes erfährt. In dieser Bedeutung wird er im 18./19. Jh. in die philosophisch-ästhetische Debatte in Deutschland übernommen. Eine letzte Zuspitzung erfährt der Begriff im spekulativen Idealismus Schellings, wo die Bedeutung von Originalität endgültig auf den Bereich des Ästhetischen begrenzt und zugleich ihrer individuellen Aspekte entkleidet wird. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jh. ist keine einheitliche Entwicklung des Begriffs mehr zu verfolgen.
AC
LIT:
- B. Fabian: Der Naturwissenschaftler als Originalgenie. In: H. Friedrich/F. Schalk (Hg.): Europische Aufklrung. 1967. S. 4768
- H.J. Krmer: Zu Konzept und Diagnose der Originalitt. 1979
- A. Nivelle: Kunst- und Dichtungstheorien zwischen Aufklrung und Klassik. Berlin 1960
- F. W. J. Schelling: Philosophie der Kunst (Smtl. Werke. Bd. 5. S. 444 ff.)
- L.P. Smith: Four Words: Romantic, Originally, Creative, Genius. Oxford 1924.