Reliabilität
(engl. reliability: Verlässlichkeit), bezeichnet eine Eigenschaft zweiter Ordnung von repräsentierenden Zuständen wie Anzeigen, Meinungen usw. Ein solcher Zustand gehört zu einem reliablen Typ, wenn unter Normalbedingungen zwischen allen Zuständen seines Gehalts und den sie wahr machenden Tatsachen ein gesetzmäßiger Zusammenhang besteht. So ist nach einem Beispiel von Armstrong, auf den der Begriff der R. im Wesentlichen zurückgeht, die Temperaturanzeige eines Thermometers reliabel, weil die von ihm angezeigten Werte mit den tatsächlichen Temperaturen generell übereinstimmen, sofern das Thermometer unbeschädigt ist und die physikalischen Rahmenbedingungen konstant bleiben. Daneben spricht man seit Goldman auch von der R. von Prozessen, wenn sie gesetzmäßig oder probabilistisch wahre Meinungen erzeugen. Der Begriff der R. hat große Bedeutung für den Naturalismus in der Erkenntnistheorie. Danach gilt eine Meinung als gerechtfertigt, wenn sie zu einem reliablen Typ gehört oder durch einen reliablen Prozess verursacht wird. Mit Hilfe der R. kann Wissen ohne Rücksicht auf die Perspektive des Subjekts direkt durch eine objektive Relation zwischen Meinungen und Außenwelt definiert werden.
TG
LIT:
- D. Armstrong: Belief, Truth and Knowledge. Cambridge 1973
- F. Dretske: Knowledge and the Flow of Information. Cambridge, MA 1981
- A. I. Goldman: What is Justified Belief? In: G. S. Pappas (Hg.): Justification and Knowledge. Dordrecht 1979. S. 123.