Seelenwanderung
(auch Metempsychose, Reinkarnation), der wiederholte Übergang einer nach dem Tod des Körpers von ihm losgelösten Seele in einen anderen Körper. Je nach Vorstellung kann die Seele in einen Menschen, ein Tier, eine Pflanze, einen Gott, Geist oder in einen Gegenstand wiedergeboren werden. Von der S. sind alle Seelen betroffen, bis sie evtl. erlöst werden. Manchmal wird eine Vergeltungslehre damit verbunden, so dass das Verhalten im vorherigen Leben Konsequenzen im darauffolgenden nach sich zieht (z.B. Karma-Lehre, Saṃsāra, Pythagoreer, Platon). Die Seele kann als ewig weiter existierende Einzelseele gedacht werden oder als Teil des Absoluten, das durch die Erlösung in dasselbe zurückkehrt (Vedānta). Der Begriff Seele wird hier so weit gefasst, dass darunter der Teil des Menschen verstanden wird, der den Tod des physischen Körpers überlebt. Die Seele muss nicht mit Selbstbewusstsein und Individualität verbunden sein. – Im Buddhismus kann nicht von S. gesprochen werden, da hier keine Seelen wiedergeboren werden. Es sind dagegen immer neu sich formierende Daseinsfaktoren (Körperlichkeit, Empfindungen, Wahrnehmungen, psychische Formkräfte, Bewusstsein), die sich nur aus der gegenseitigen Bezogenheit aufeinander definieren. Insofern kommt ihnen kein fester Wesenskern zu, der wiedergeboren werden könnte. Platon nimmt die Prä- und Postexistenz der Seele an. In ihrer Präexistenz schaut sie die Ideen und besitzt apriorische Erkenntnis von mathematischen und philosophischen Inhalten. Sie stammt aus dem Göttlichen, Vernünftigen und inkarniert sich auf Grund der sinnlichen Begierde immer wieder in einen menschlichen Körper, wobei die Lebensführung das Los im nächsten Leben bestimmt.
DL