Tapferkeit
(griech. andreia, lat. fortitudo), eine der Kardinaltugenden, die im Platonischen Laches die auf Einsicht gegründete Beharrlichkeit der Seele (192b9- c1) bei der Überwindung von Gefahr bzw. von Furcht vor zukünftigen Übeln (198b2–199c4) bezeichnet. Sie wird so weiterhin gegenüber den extremen Verfallsformen Feigheit (ebd. 191e4–7) und Tollkühnheit (ebd. 197a6-c1) abgegrenzt, wobei die Letztere – angesichts der Aussichtslosigkeit der vorliegenden Situation – die unvernünftige, weil sinnlose Aktualisierung mutigen Verhaltens darstellt (ebd. 192e1–197c1). Aristoteles definiert die T. allgemeiner als die freiwillige Inkaufnahme von Verlust oder Beeinträchtigung äußerer oder sekundärer Güter wie Wohlstand und Gesundheit, bisweilen auch des Lebens, zugunsten des Erwerbs bzw. der Beibehaltung höherer Werte wie Ehre, Ansehen, aber auch des Erhalts der Polis (Eth. Nic. III, 8; 9).
MDB
LIT:
- T. H. Irwin: The Parts of the Soul and the Cardinal Virtues (Book IV 427d-448e). In: O. Hffe (Hg.): Platon. Politeia. Berlin 1997. S. 119141
- G. Santas: Socrates at Work on Virtue and Knowledge in Platos Laches. In: G. Vlastos (Hg.): The Philosophy of Socrates. A Collection of Critical Essays. New York 1971. S. 177209.