Unbestimmtheit
diejenige Eigenschaft eines Individuums oder eines Systems, die es unmöglich macht, dessen Zustand vollständig und zugleich exakt zu erfassen, oder aus der Kenntnis eines Zustandes eindeutige Schlüsse über das zukünftige Verhalten zu ziehen. In der Naturwissenschaft sind es die Aussagen der Quantentheorie (Quantenmechanik), die dem Phänomen der U. atomarer Ereignisse Rechnung tragen. Aus der Existenz der von Planck und Einstein nachgewiesenen Naturkonstante des Wirkungsquantums folgt, dass physikalische Observablenpaare, die die Dimension einer Wirkung haben, z.B. Zeit/Energie, nicht gleichzeitig beliebig genau bestimmt sind (Heisenberg’sche Unschärferelation). Die daher unvermeidliche Wechselwirkung zwischen Messobjekt und Messgerät macht den Bezug auf Einzelvorgänge unsinnig und führt zu einem probabilistischen Begriff der Vorhersagbarkeit mikrophysikalischer Prozesse. Erst diese statistische Behandlung erlaubt den Übergang von der U. der Einzelereignisse zur determinierten Gesetzmäßigkeit der Makrophysik. In der praktischen Philosophie bezeichnet U. die gegen den Determinismus gerichtete Überzeugung, dass das menschliche Wollen und Handeln nicht in allen Fällen ursächlich durch bewusste oder unbewusste Motive bestimmt wird, sondern dass es einen Spielraum der freien Entscheidung gibt.
GOS
LIT:
- E. Cassirer: Determinismus und Indeterminismus in der modernen Physik. Gteborg 1937.