Naturalismus,ethischer
(a) Bezeichnug für eine normative Ethik, die die Entfaltung der natürlichen Anlagen des Menschen zum moralischen Ziel erklärt; (b) Bezeichnung für eine metaethische Position, die die Bedeutungsgleichheit des Moral-Ausdruckes »gut« mit einem Ausdruck, der eine natürliche Eigenschaft bezeichnet wie »bringt den höchsten Lustgewinn«, behauptet. Eine solche Gleichsetzung wird als Naturalistischer Fehlschluss (Moore) oder Deskriptiver Fehlschluss (Hare) bezeichnet.
PP
Intuitionismus,ethischer
Bezeichnung für diejenigen Ethikkonzeptionen, nach denen an der Grundlage ethischen Wissens unmittelbare Einsichten (Intuitionen) liegen. Eingeschlossen ist dabei die These, moralische Grundbegriffe wie »gut«, »richtig« oder »Pflicht« usw. könnten nicht, wie vom metaethischen Naturalismus behauptet, durch außermoralische Begriffe erklärt werden. Entsprechend werden dem e.I. zufolge moralische Urteile in letzter Instanz durch unmittelbare evidente Einsichten oder Gefühle bzw. eine Wertschau des einzelnen Subjekts fundiert. Zu den englischsprachigen Hauptvertretern gehören G. E. Moore (der mit dem e.I. eine Variante des Utilitarismus zu verbinden sucht), H. A. Prichard (der einzelne Handlungen aufgrund des e.I. als moralisch richtig oder falsch auszuzeichnen versucht, also einen hand-lungsdeontologischen e.I. vertritt) und W. D. Ross (der für einen Regeldeontologismus auf der Basis des e.I. eintritt, nach dem prima-facie Pflichten intuitiv eingesehen werden könnten). Die wichtigsten deutschsprachigen Vertreter eines e.I. sind M. Scheler und N. Hartmann, die den e.I. als einen Bestandteil in ihre Wertethik aufnehmen. – Als schwerwiegender Einwand gegen den e.I. wird oft der Hinweis angesehen, dass verschiedene Personen Verschiedenes, u.U. moralisch Unverträgliches als evident ansehen, ohne dass eine immanente Rechtfertigung oder Überprüfung ihrer Ansichten möglich wäre (da eine Berufung auf die unterschiedlichen Intuitionen nicht weiter führe). Moderne Intuitionisten versuchen dieser Problematik zu begegnen, indem sie auf Überlegungen zur Kohärenz, auf Reflexionsverfahren (die näher zu bestimmen bleiben) u. a.m. als Ergänzung zu den intuitionistischen Positionen zurückgreifen.
WK
LIT:
- N. Hartmann: Ethik. Berlin 1926
- W. Kellerwessel: Kritische Anmerkung zur Reevaluierung des moralphilosophischen Intuitionismus. In: prima philosophia 17 (2004), H. 1, S. 81102
- Ders: Normenbegrndung in der Analytischen Ethik. Wrzburg 2003. S. 123147
- G. E. Moore: Principia Mathematica. Cambridge 1903 (dt. Stuttgart 1970)
- H. A. Prichard: Does Philosophy Rest on a Mistake? In: Mind 21 (1912) (dt. in: G. Grewendorf/G. Meggle (Hg.): Seminar: Sprache und Ethik. Frankfurt 1974)
- W. D. Ross: The Right and the Good. Oxford 1930
- Ders.: Foundations of Ethics. Oxford 1939
- M. Scheler: Der Formalismus in der Ethik und die materiale Wertethik. Halle, 1913/16; Bern/Mnchen 1954
- Ph. Stratton-Lake (Hg.): Ethical Intuitionism. Re-evaluations. Oxford 2002.