Psychologie,genetische
Bei F. Brentano und seinen Nachfolgern bezeichnet der Begriff eine Methode zur Untersuchung psychischer Phänomene. Dabei geht es hauptsächlich um die Bestimmung des kausalen Ursprungs psychischer Phänomene, sei dieser selbst psychisch oder physikalisch. Der g.n Ps., deren Gesetze durch Induktion hergeleitet werden, setzt Brentano die deskriptive Psychologie entgegen, die apriorische und notwendige Gesetze zu liefern vermag. – In einem anderen Sinn gilt die g. Ps. als Untersuchung der psychischen Entwicklung des Individuums. Dabei wird die psychische Entwicklung des Kindes mit der in der Evolutionstheorie untersuchten Entwicklung biologischer Organismen verglichen. Bei Piaget dient die g. Ps. als Grundlage der genetischen Epistemologie. Er hat besonders die Stadien der psychischen Entwicklung der Erkenntnis beim Kinde untersucht. Als solche kann die g. Ps. als Teilbereich der Entwicklungspsychologie betrachtet werden.
GSO
LIT:
- F. Brentano: Psychologie vom empirischen Standpunkt. Leipzig 1874
- J. Piaget: Die Probleme der genetischen Psychologie. In: Ders.: Theorien und Methoden der modernen Erziehung. Wien 1972. S. 242264
- Ders.: Abri der genetischen Epistemologie. Stuttgart 1980.